Es geht weiter mit Teil 2 des Illustrator’s Diary. Heute dreht sich alles um die fast 200 individuell illustrierten Karten von Franz Vohwinkel. Er nimmt uns mit, wie die Entwicklung ablief!
Der größte Teil der Arbeit an Skybridge waren natürlich die vielen Karten, die die Welten erst richtig zum Leben erwecken.
Die Geschichte der Skybridge spielt in einer fantastischen, nach unseren Naturgesetzen völlig unmöglichen Welt. Wie kann die Schwerkraft in Thraen in allen Richtungen nach Außen wirken, während sie gleichzeitig auf dem Augenstern nach Innen wirkt? Wieso sind alle Tage scheinbar willkürlich unterschiedlich lang? Woher kommt das Licht? It’s magic!
Das stimmt natürlich nicht ganz: Für die Menschen in Thraen haben Götter die Welt nach ihren Wünschen erschaffen.
Es existiert keine Magie in Thraen. Es gibt keine Sprüche klopfenden Zauberer, genauso wenig wie es magische Schwerter oder Helden gibt. Selbst die Drakhen sind keine magischen Wesen, sondern Tiere, die von Menschen gefangen, gezähmt und für ihre Zwecke benutzt werden. Die Bewohner Thraens sind ganz normale Menschen, mit all ihren Fehlern und Unzulänglichkeiten.
Was würde die Menschheit tun, wenn sie das Paradies jederzeit im Himmel sehen könnte? Wenn außerdem das Leben in ihrer eigenen Welt mit jedem Tag schwerer zu ertragen wird?
Leider war es nicht möglich, die kurzen Textstellen auf unseren Prototyp-Karten beizubehalten. Der zusätzliche Aufwand für die Produktion und Übersetzungen wäre zu hoch gewesen.

Um die Welt der Skybridge wie ursprünglich im Prototyp angelegt vermitteln zu können, wollte ich die Karten mit einer Bandbreite unterschiedlicher realistischer Stile anlegen. Mir war es wichtig, möglichst viele Details zu zeigen, die die Völker und ihre Geschichten glaubhaft erscheinen lassen.
Ein kleiner Trick, der für erhöhten Detailreichtum sorgt, ist die Größe der Illustration. Ich habe die Kartenillustrationen in mehr als der doppelten benötigten Größe angelegt. Für den Druck habe ich die Illustrationen dann stark verkleinert in die Kartenrahmen eingebaut.
Dabei gehen natürlich einige Details wieder verloren, aber der Betrachter „fühlt“ trotzdem , dass sie da waren: Alles wirkt feiner, wirklicher, als wenn ich in „einfacher“ Auflösung gearbeitet hätte.
Ein angenehmer Nebeneffekt dieser Vorgehensweise ist auch, dass die Illustrationen später auch in größeren Formaten abgebildet werden können.
Es folgen ein paar Beispiele:


Vinad
In dieser wichtigen Szene entdeckt Vinad, Architekt der Utreng und Adlems wichtigster Unterstützer, dass der Bau der Weltenbrücke sabotiert wurde.
Hier habe ich in Painter einige meine selbstgemachten Textur-Brushes eingesetzt, mit denen sich jede Art von
detailliert gemusterten Textilien einfach darstellen lassen.
Ich habe mittlerweile eine ganze Sammlung davon, die ich untereinander mischen und übermalen kann und nenne sie liebevoll „Tapete“.


Min Vallesk
Wenn ein Serath jemanden mit „Min“ gefolgt von seinem Namen begrüßt, dann weiß derjenige, dass sich der Rest seines Lebens gerade unwiderruflich geändert hat.
Eine andere Art von Textilmustern findet sich in diesem Beispiel. Jedes Volk spricht natürlich eine eigene Sprache und benutzt damit auch seine eigenen Schriftzeichen. Auf Min Vallesks Kopfbedeckung sind zwei Schriftzeichen der Selessem in dem Muster erkennbar.


Usehet Tuin
Nur die Nomaden der Grossen Ebene kennen das Usehet Tuin, das verborgene Tal im Meer der Winde, wo die
Geister ihrer Ahnen zu Hause sind.
Hierher kommen die Enebe Ghres nur dann, wenn die Lage verzweifelt und aussichtslos ist, um die Hilfe ihrer Vorfahren zu erbitten.


Das Lager am Fuße der Brücke
Die Entdeckung des Lagers am Fuß der Brücke ist ein Schlüsselmoment, in dem der hohe Preis deutlich wird, den der Bau der Brücke kostet.
Das Konzept für das Artwork der Godheiten unterscheidet sich von den Völkerkarten in einem wesentlichen
Punkt: Hinter dem offensichtlichen Motiv liegt eine weitere Ebene, die Informationen über die verschiedenen Kulturen Thraens beinhaltet.
„The medium is the message“ bedeutet hier, dass die verschiedenen Völker ihre Godheiten auch künstlerisch unterschiedlich darstellen. Die Utreng z. B. schnitzen ihre heiligen Bilder gerne in Holz, weil Holz im Hochgebirge des Salthras schwer zu beschaffen und deshalb ein wertvolles Material ist. Die Selessem malen ihre naiven Darstellungen zwar auch auf Holz, aber nur deshalb, weil sie sich als armes Fischervolk keinen anderen Malgrund leisten können. In der enormen Felsklippe am Rand der Lhaedineer Tiefebene haben die Lhaedineeri den idealen Ort für monumentale Abbildungen ihrer Godheiten gefunden. Die Tarraner wiederum haben die Kunst der Bildhauerei perfektioniert, denn die Bearbeitung von Stein hat dort eine Tradition, die bis zu den ersten Menschen vom Weißen Meer zurückreicht.

Um diese Stilvielfalt überzeugend darstellen zu können, sind Gegenstände und Materialien möglichst realistisch dargestellt, denn nur durch den Kontrast dazu wird deutlich, dass das, was aussieht wie eine Zeichnung auf Pergament auch als „Zeichnung auf Pergament“ gemeint ist.


Valendha
Die kulturellen Zusammenhänge der Godheiten werden auch dadurch deutlicher, weil, anders als bei den Völkerkarten, in fast jeder Illustration auch Schriftzeichen in der jeweiligen Sprache zu sehen sind. Inschriften, Namen und Beschreibungen unterstützen den Eindruck, dass die Priester der Valendha in dieser Schnitzerei etwas über ihre Godhess sagen wollen.


Ephalu
Die Darstellungen der Godheiten sind dabei nur als Beispiele gedacht. Es gibt zu jeder Godheit sicher eine Vielzahl von Darstellungen in Thraen, manche ähnlich, manche unterschiedlich, je nachdem welchen Tempel man gerade besucht.
An Ephalu glauben zwar hauptsächlich die Tarraner, aber auch die Enebe Ghres und das Entfesselte Volk.
Diese Völker würden die blinde Godhess der Hoffnung mit Sicherheit anders darstellen, als die Tarraner. Das ist ein Bereich der Kulturen Thraens, den ich gerne noch tiefer erforschen möchte.
Die Welt der Skybridge, die ich zunächst nur mit Worten beschrieben hatte, nun in den Illustrationen lebendig werden zu lassen, war für mich ein Erlebnis. Es war für mich oft genauso spannend und überraschend, wie für Michael, der jede Woche kaum erwarten konnte, mehr zu sehen.
Das fertige Spiel jetzt in den Händen zu halten, nach der langen Zeit und den Höhen und Tiefen, die wir durchlaufen haben, fühlt sich für mich noch immer unwirklich an.
Ich freue mich schon darauf, Skybridge auf den Spieltischen in Essen zu sehen und hoffe, dass ganz viele Leute viel Spaß mit unserem Spiel haben.
Falls Du mehr über die Welten der Skybridge erfahren möchtest: auf der Website dazu kannst Du tiefer in das Thema einsteigen: theskybridge.de
Dort werde ich auch Informationen über die weiteren Entwicklungen posten.
Tausend Dank, Franz, für diese Einblicke und das Teilen deiner Skizzen!
