Nachdem wir bereits in die Entwicklung von Skybridge eingetaucht sind, lässt Franz Vohwinkel uns nun am Illustrations-Prozess von Skybridge teil haben. Los geht’s mit Teil 1:
Es gibt Momente im Leben, in denen sich Weichen stellen, von denen man zunächst nicht wusste, dass es sie gibt.
Vor 15 Jahren erhielt ich überraschend einen ungewöhnlichen Auftrag: Gestalte 3 Fantasy Puzzles inklusive Schachteldesign für eine neue Puzzle-Serie. Unwissentlich hatte ich damit eine lange Reise angetreten, die bis heute noch nicht zu ihrem Ende gekommen ist.
September 2010

Als ich diese Skizze für das erste einer Reihe von Puzzles anfertigte, hatte ich keine Ahnung, dass ich heute darüber schreiben würde. Damals waren die Drakhen noch Drachen, es gab noch sichtbare Sonnenstrahlen in Thraen (das damals noch schlicht „Downworld“ hieß) und außer der Königin, Adlem und den Bewohnern der „Skyworld“ waren mir Thraen und der Augenstern noch völlig unbekannt.
Obwohl sich seitdem in Thraen so viel verändert hat, haben die drei ursprünglichen Illustrationen doch den Grundstein dafür gelegt, was Skybridge heute ausmacht.
Dieses erste Puzzle war aus meiner heutigen Sicht sicherlich das wichtigste der drei, denn es beinhaltet bereits alle wesentlichen Elemente der Geschichte: Die trockene, hohle Welt außen, die fruchtbare, paradiesische Welt in ihrem Inneren und den Turm, der zu einer Brücke werden wird, die beide Welten miteinander verbindet.
Das Motiv der Baustelle aus dem zweiten Puzzle kann man je nach Ausrichtung als „stehend“ oder „hängend“ sehen.

Hier wird erstmals die Idee der Schwerelosigkeit thematisiert: In der Hohlwelt zieht die Schwerkraft nach außen (für uns „unten“), während die Schwerkraft der Welt in der Mitte nach innen zieht (für uns „oben“). In der Mitte zwischen den Welten heben sich die beiden Kräfte gegenseitig auf.
Eine stark überarbeitete Version des ersten Puzzles ist zum Cover des Spiels geworden und eine reduzierte Version des zweiten ist auf den Karten „Brückenbau“ zu sehen.
Nur das dritte Puzzle ist leider mit der Zeit aus der Geschichte gefallen, zu viel hat sich geändert, bzw. sieht heute völlig anders aus: Eine solch friedliche Begegnung von Charakteren beider Welten in einem zentralen Raum der Weltenbrücke ist mittlerweile völlig ausgeschlossen.

Die Arbeiten an Skybridge beginnen:
Eine der ersten Aufgaben war es, das Cover komplett zu überarbeiten, um dem aktuellen Stand der Welten zu entsprechen. Die Weltenbrücke erstrahlt nun in ihrem hoffnungsvollen Weiß und der Augenstern ist viel deutlicher sichtbar. Das Ganze wirkt viel leichter, fast wie eine Vision. Einige gute Ideen wie die Schrägstellung des gesamten Motivs und der auf den Betrachter zufliegende Drakhe im Vordergrund wurden vom Verlag dazu beigesteuert.
Die 5 Hauptcharaktere

Neben dem Cover entwickelte ich zunächst die 5 Hauptcharaktere weiter, da diese wichtig für die visuelle Darstellung der fünf Volksgruppen auf den Spielertableaus und den Startkarten sind.
Manche der Karten von Skybridge entstanden bereits ab 2017, wie auch diese Version von Königin Urcela, die mir stets den Kommentar „Die sieht ja aus wie Tilda Swinton“ einbrachte.
Stimmt. Ich finde Tilda Swintons Gesicht einfach großartig.


Um dieser Ähnlichkeit zu entgehen, musste ich leider eine neue Illustration der Königin machen, was mir echt schwergefallen ist.
Die neue Illustration hat dafür aber gleich noch die Krone der Schmerzen erhalten, die in der Zwischenzeit in der Story eine kleine Nebenrolle bekommen hat.
In einem ersten Schritt habe ich die Originalskizze überarbeitet und ein neues Gesicht gezeichnet.
Teile des Hintergrunds und des Kleides aus der ursprünglichen Illustration blieben bei der Überarbeitung erhalten.
Hinter der Ebene mit der Skizze kolorierte und modellierte ich dann das Gesicht.
Danach arbeitete ich die Skizze mit verschiedenen Blendern in den Hintergrund ein und malte dann Schicht für Schicht die Texturen und Details hinzu. Abschließend vervollständigten leichte Farbkorrekturen das Bild.
Ich muß gestehen, dass mir die neue Guinn mittlerweile besser gefällt, als die alte Königin.
Während die Spielmechaniken noch fieberhaft weiterentwickelt wurden, entstand die Illustration der Weltenbrücke, die nun nicht mehr auf einem eigenen Spielplan liegen würde, sondern als große einzelne Segmente neben dem Spielplan ausgelegt werden sollte.
Diese Originalskizze stammt noch aus 2017. Die Brücke bestand damals noch aus 12 Teilen.


Die Playerboards gestalteten sich insofern als schwieriger, weil die Elemente darauf im Laufe der weiteren Entwicklung noch des Öfteren verändert werden mussten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Illustrationen der fünf Hauptcharaktere bereits fertig, die Illustrationen der Spielertableaus habe ich darauf angepasst.


Zudem musste ich darauf achten, dass sich nicht zu viele kontrastreiche Details hinter den Spielelementen befinden. Die Bereiche hinter dem Text und am unteren Rand würden später zwar abgeschwächt werden, aber weniger ist hier mehr.
Der Spielplan war eine ganz eigene Herausforderung, denn er besteht aus vielen Einzelteilen, die miteinander zu einem Ganzen vereint werden mussten. Während den Arbeiten entstand zudem ein völlig neuer Bereich des Spielplans, den es ohne Moritz Bornkast und Peter Eggert von Deep Print Games so nicht gegeben hätte: Den Wüstenplan, in dem sich Rebellen und Legionen gegenüberstehen.
Bis wir jedoch so weit gekommen waren, musste eine ganze Reihe von mehr oder weniger brauchbaren Versionen überwunden werden, die sich alle nicht besonders gut in den Plan einfügen wollten.

Um das Spiel produzier- und bezahlbar zu halten und gleichzeitig die Menge an verschiedenen Schauplätzen zu reduzieren, wurde der eigentliche Spielplan auf das Format eines 2-fach gefalteten Plans in Schachtelgröße gebracht. Der Spielplan für die Weltenbrücke wurde gestrichen und der Rebellen-Plan wurde mit dem Thraen – Spielplan zusammengelegt.

Die Idee, einen Teil der Wüste des Meers der Winde abzubilden, brachte den Durchbruch. Die Rebellen sammeln sich – wie in der Story – in Salthras Deen und versuchen sich zur Weltenbrücke durchzuschlagen,
während die Legionen, die die Baustelle bewachen, ihnen entgegenkommen.
Gleichzeitig wurde die Ablage für das Spielmaterial wieder eingeführt, nach dem ein Feld für einen Ablagestapel gestrichen und die beiden anderen gedreht wurden, um Platz zu schaffen.
Die Illustration des Spielplans bestand aus Einzelteilen, die weitgehend unabhängig voneinander illustriert und montiert wurden: die Illustrationen der Symbole für das Spielmaterial, die aufgerollte Thraen-Karte, der Wüstenplan und die Forts.
(Der kleine Totenkopf, der den Ablagestapel markiert, stellt übrigens das Reich der Toten dar, das „Unseth“. Alle Karten, Länder, Städte und Charaktere, die hier landen, kommen nie zurück. Und so stirbt Thraen mit jeder Spielrunde ein bisschen mehr.)
Danke für diese Einblicke, Franz!
Weiter geht es mit Teil 2.
Wer nicht bis dahin warten will, kann sich unter https://www.theskybridge.de/ weiter einlesen!
